Aufgaben in der Abtei

Die Brüder in der Abtei gehen verschiedenen Aufgaben nach; sie kümmern sich um die Pilger und das Apostelgrab, begrüßen Gäste im angeschlossenen Gästehaus, setzen ökumenische Themen um, pflegen enge Kontakte zum integrativen nachbarschaftlichen Wohnprojekt Schammatdorf, welches sie vor 40 Jahren gemeinsam mit der Stadt Trier und der gbt Trier initiiert haben.

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Das Matthiasgrab: Der Legende folgend, hat Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, die Gebeine des Apostels Matthias im 4. Jahrhundert nach Trier gebracht. Sie ruhen jetzt nach der Neugestaltung der Basilika in einem Schrein in der Krypta. Darüber befindet sich die abgebildete gotische Liegefigur des Heiligen.
Das Matthiasgrab: Der Legende folgend, hat Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, die Gebeine des Apostels Matthias im 4. Jahrhundert nach Trier gebracht. <br>Sie ruhen jetzt nach der Neugestaltung der Basilika in einem Schrein in der Krypta. Darüber befindet sich die abgebildete gotische Liegefigur des Heiligen.

Die Matthiaswallfahrt

Seit mehr als 800 Jahren machen Pilgerinnen und Pilger den Weg zum Apostelheiligtum in Trier. Die Wallfahrt ist erstaunlich lebendig. Die meisten der 180 Wallfahrten haben eine längere oder sehr lange Tradition. Einige Bruderschaften sind schon 200, 500 oder gar 800 Jahre alt bzw jung. Im Auf und Ab der Zeiten haben sie immer wieder jene Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart finden können, die eine Tradition lebendig und attraktiv sein lässt.
Immer mehr Menschen aller Generationen finden darin einen angemessenen Ausdruck ihres Glaubens. Im Gehen miteinander wollen sie ihren eigenen Lebensweg als Glaubensweg erfahren. Viele Pilger berichten davon, dass das gemeinsame Unterwegssein mit Gleichgesinnten für sie ein Erlebnis von Glaubensgemeinschaft ist, das sie nicht missen möchten. Im normalen Alltag wird von gläubiger Weggemeinschaft, von Austausch und Mitteilen wenig spürbar.
Auf einer Wallfahrt aber kommen viele Erfahrensbereiche zusammen. Die Anstrengung, die Mühe und Freude, das gemeinsame Essen, Erholung und Ruhe, Beten und Schweigen verbinden sich in einer Weise miteinander, die zu einem sehr fruchtbaren Austausch im Glauben führt. All das trägt dazu bei, dass die tieferen Schichten des inneren Menschen für die Begegnung im Glauben geöffnet werden.
Wallfahrten sind Gemeinschaftserfahrungen. Sie führen Menschen zusammen und helfen, Isolierungen zu überwinden. Gerade heute erleben Menschen oft schmerzhaft, wie selten der Glaube gemeinsam erlebt werden kann. Das Zusammensein über mehrere Tage erschließt hier neue Erfahrungen, die in den alltäglichen Glauben einwirken. Nicht nur die geschichtlich gewachsenen Bruderschaften, sondern auch die neu entstandenen Gruppen, zeigen starke Zusammengehörigkeit. Gruppen dieser Art bieten eine lebendige Erfahrung von Kirche und sind ein Lebensraum, der auch starken Belastungen standhält.

Die Pilger

Pilger gibt es in allen Altersgruppen – Pilger kommen aus allen Bevölkerungsschichten. Es gibt Jugendwallfahrten, es gibt Schulwallfahrten, es gibt Familienwallfahrten (auch mit kleineren Kindern) und es bilden sich mittlerweile auch Seniorenwallfahrten. Vorherrschend aber ist das breite Feld der generationsübergreifenden Pilgergruppen. In ihnen finden Menschen trotz unterschiedlicher Herkunft und Lebensalters zusammen und spüren nach kurzer Zeit, was sie verbindet und welche Chancen sich auftun, wenn Menschen ihr Herz öffnen und den Austausch wagen. Die Unterschiede geraten in den Hintergrund und das „Du“ wird meist auch nach der Wallfahrt beibehalten..
Die Pilger kommen zum überwiegenden Teil aus den Bistümern Köln, Aachen und Trier. Die meisten kommen aus der Umgebung von Mönchengladbach, Neuss und Krefeld. Andere stammen aus dem Raum Aachen, Jülich, Köln, Bonn und der Eifel. Pfarreien aus der näheren Umgebung von Trier kennen eine Tradition von Tages- oder Nachtwallfahrten. Viele Gruppen gehen den Weg hin und zurück. Die Wallfahrten dauern zwischen vier und neun Tage. Da kommen leicht bis zu 300 Km und mehr zusammen. Jede Wallfahrt hat ihr eigenes Gesicht und ihre eigene Tradition. Das gilt nicht nur für die Bruderschaften, die seit Jahrhunderten den Weg nach Trier gehen.
Hinter alldem verbirgt sich ein enormes Engagement. Damit die Pilger überhaupt den Weg beginnen können, muss vieles vorbereitet werden. Monate lang sind hochmotivierte Leute damit beschäftigt, die geistlichen Akzente der Wallfahrt zu setzen, die sich aus dem biblischen Jahreswort ergeben. Sie überlegen zum Beispiel, welche Gedanken und Anregungen für die Wallfahrt wichtig sein könnten und welche Lieder nicht fehlen sollten. Einige von ihnen haben sich in den „Biblischen Tagen“ in der Abtei schon mit den Fragen befasst und den Austausch mit den „Kollegen“ aus anderen Bruderschaften genutzt. Andere kümmern sich um den nötigen logistischen Fragen. Quartiere müssen besorgt und der Kontakt zu den zahllosen Gastgebern in der Eifel gepflegt werden. Vor allem die Gruppen, sich unterwegs selbst verpflegen, wissen die Mühe zu schätzen, die dabei aufgewandt werden muss.

Seit dem Beginn der Matthiaswallfahrt haben sich die Mönche der Abtei um die Pilger gekümmert. Die Gottesdienste mit den Wallfahrern gehörten ebenso dazu wie deren Betreuung und Bewirtung. Nach der Aufhebung des Klosters in den Jahren zwischen 1803 und 1922 haben die Pfarrer der neu errichteten Pfarrei diese Aufgaben wahrgenommen. Als die Abtei 1922 wieder von Mönchen aus Seckau und Maria-Laach besiedelt wurde, war es für sie selbstverständlich, die Betreuung der Pilger als einen der spezifischen Dienste der Abtei zu gestalten. Einer der Brüder ist als Pilgerpfarrer mit dieser Aufgabe betraut. Dazu zählt zunächst der Kontakt mit den Gruppen, während sie in Trier sind. Hinzu kommen zweimal im Jahr Versammlungen der Verantwortlichen in den fünf Bezirken, ebenso die Leitung der Bruderschaftstage. Im Frühjahr hält er Schulungswochenenden in der Abtei und gibt die Texte für die Wallfahrt heraus.
In Trier hat sich 1987 eine eigene Bruderschaft gebildet, die sich um die Bewirtung der Pilger in den Räumen des Pfarrzentrums kümmert. An die 50 Männer und Frauen engagieren sich in dieser durchaus zeitintensiven und anstrengenden Arbeit, die sie sich zur Ehrensache gemacht haben. Im vergangenen Jahr waren das ca 3500 Bewirtungen. Viele Pilger nutzen auch gerne die Angebote der Gastronomie. Ohnehin müssen die allermeisten in Pensionen und Hotels in Trier und Umgebung übernachten.

Br.Hubert Wachendorf OSB

weitere Informationen: www.matthiaswallfahrt.de

In St. Matthias zu Gast

 

Sich einmal ein wenig Zeit gönnen und das eigene Leben in Ruhe in den Blick nehmen, dazu möchten wir mit unserem Gästehaus eine Möglichkeit und einen Rahmen schaffen.

Die Zimmer sind ruhig und einfach eingerichtet – bewusst auch ohne WLAN, Radio und Fernseher. Die Mahlzeiten nehmen Sie gemeinsam mit uns Mönchen im Refektorium ein (mittags mit Gespräch, abends schweigend mit Lesung / Musik).

Zum Stundengebet, das unseren Tagesablauf prägt, sind Sie herzlich willkommen. Die Zeiten finden Sie in Ihren Zimmern. In der Kirche ausgelegte Texthefte helfen dabei, dem Ablauf zu folgen und miteinzustimmen in Gottesdienstformen, die Ihnen vielleicht zunächst etwas fremd sind.

Auf Wunsch vermittelt der Gästebruder gerne auch einen Gesprächskontakt mit einem der Brüder.

Wenn Sie (ob Christ oder nicht) sich solch eine Auszeit gönnen möchten, fragen Sie einfach per Email an: gaesteempfang@abteistmatthias.de.
In der Regel erhalten sie kurzfristig eine Antwort

Unser Gästehaus steht auch für Exerzitien und Besinnungstage zur Verfügung. Da wir in Trier derzeit eine relativ kleine Gemeinschaft sind, beschränken wir die Aufnahme von Gruppen in der Regel auf 8-10 Personen. Unser eigenes Angebot finden Sie auf unserer Webseite unter AKTUELLES

Für weitere Fragen scheuen Sie sich bitte nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen.

Das ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn,

dass einer dem anderen Rast gebe auf dem Weg nach dem Ewigen Zuhause.“

Romano Guardini

Ökumene

Zur Zeit des Konzils machte Abt Laurentius das ökumenische Anliegen zu einem besondern Engagement der Gemeinschaft. Besonderer Schwerpunkt war etwa 20 Jahre lang der anglikanisch-katholische Dialog. für die Arbeit in diesem Bereich war Bruder Johannes schwerpunktmäßig freigestellt; Abt Laurentius und sein Nachfolger, Abt Athanasius, waren beauftragte Berater der Deutschen Bischofskonferenz für anglikanische Fragen; sie arbeiteten beide auch im Deutschen Ökumenischen Studienausschuss (DÖSTA) mit.
Von Anfang an spielte jedoch auch der Kontakt mit den evangelischen Bruderschaften und Kommunitäten eine wichtige Rolle. Besonderes Gewicht hatte dabei die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Michaelsbruderschaft sowie mit der Internationalen Ökumenischen Gemeinschaft (IEF). Die Partnerschaft mit der anglikanischen Gemeinschaft von der Auferstehung (Community of the Resurrection) in Mirfield hat sich in mehr als vier Jahrzehnten bis heute vertieft; insbesondere mit Fr. Christopher Lowe CR (+ 2001) haben wir in vielen ökumenischen Projekten zusammengearbeitet.
Bei den von ihm angeregten ökumenischen Treffen für Kommunitäten, Orden und Bruderschaften im Osten und Westen Deutschlands bzw. Europas haben Bruder Athanasius und Bruder Johannes von ihrem Anfang 1975 an mitgewirkt; für unser fortdauerndes Engagement im Rahmen von „Christophorus“, wie sich das aus diesen Treffen erwachsene ökumenische Netzwerk nennt, hat Bruder Simeon seit Herbst 2009 die Verantwortung übernommen.
Bruder Johannes arbeitete nebenamtlich als Ökumenereferent des Bistums im Generalvikariat mit sowie in der Ökumenischen Bistumskommission. Auch auf die pastorale Arbeit in der Pfarrei wirkte sich die ökumenische Einstellung aus, insbesondere beim „Ökumenischen Gemeindetag am Weiher“ 1995, dessen Nachwirkungen im Miteinander der Gemeinden bis heute spürbar sind.
Der allgemeinen Entwicklung entsprechend ist Ökumene gegenwärtig auch bei uns eher Sache einer allgemeinen Grundeinstellung. Sie zeigt sich in der Gestaltung unserer Gottesdienste wie auch in der Gastfreundschaft, die von manchen Gruppen aus dem evangelischen Raum, z.B. für Fortbildungsveranstaltungen evangelischer Pfarrer, regelmäßig in Anspruch genommen wird.
Seit der Wende im Jahre 1989 ist eine andere Herausforderung für uns in den Vordergrund getreten, die sich allen Christen gemeinsam stellt: aufgrund der Fusion mit der Gemeinschaft auf der Huysburg sehen wir uns unmittelbar durch die missionarische Situation der Kirche in den neuen Bundesländern in Anspruch genommen. Aber auch in unserem Trierer Umfeld werden wir zunehmend angefragt, wie Glaube in einer der Kirche entwachsenen Gesellschaft gelebt und bezeugt werden kann.

Schammatdorf – Das Dorf in der Stadt

Neben den Klostergebäuden entstand Ende der 70er Jahre in Zusammenarbeit der Abtei mit einer Trierer Wohnungsbaugesellschaft und der Stadt Trier das „Schammatdorf“. Auf dem Hintergrund zahlreicher Probleme städtischen Wohnens entwickelte sich in Trier in den siebziger Jahren der Gedanke, dieses Wohngebiet mit seiner sozialer Zielsetzung zu errichten. In Zusammenarbeit mit dem Sozialdezernat der Stadt Trier planten die Abtei St. Matthias und die Wohnungsbau und Treuhand AG (gbt) das Schammatdorf, das ab Ende 1979 bezugsfertig wurde.
Von den ca. 285 Bewohnern in den 144 Wohnungen sind eine bestimmte Anzahl in der Weise beeinträchtigt, dass sie normalerweise nicht selbstständig leben könnten oder vereinsamen würden, z.B. behinderte oder alte Menschen. Durch eine soziale Architektur und engagierte Nachbarschaft soll ihnen ein selbständiges Wohnen ermöglicht werden. Darüber hinaus ist das Schammatdorf der Versuch, ein nachbarschaftliches Leben in der Anonymität der Großstadt zu schaffen und das schon seit immerhin mehr als 30 Jahren.

Der Grundgedanke des Projektes ist, einen Wohnbereich zu schaffen, in dem selbständig Lebende mit Menschen zusammenwohnen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte oder spezifischer Beeinträchtigungen Schwierigkeiten mit der selbständigen Bewältigung des Alltags haben. Im Schammatdorf wohnen somit heute Familien mit Kindern, Menschen mit und ohne Behinderungen, ältere Menschen, Studenten, psychisch Kranke, Alleinerziehende… in guter Nachbarschaft zusammen und helfen sich gegenseitig im Alltag dort, wo es Probleme gibt.
Getragen werden die Aktivitäten im Dorf vom Verein Schammatdorf e.V., in dem fast alle Bewohner Mitglied sind und vom Kleinen Bürgermeister, der als Sozialpädagoge neue Impulse setzt, Aktivitäten und Engagement am Laufen hält und bei kleinen und großen Problemen beratend zur Seite steht.
Um dem steigenden Bedarf nach mehr Wohnraum für Familien Rechnung zu tragen, wurden 1994 im Bereich der unmittelbar im Süden angrenzenden Altenwohnungen 6 Familienwohnungen neu gebaut. Zusammen mit den 20 dort bereits bestehenden Altenwohnungen bilden diese neuen Häuser in ähnlicher Weise wie im Schammatdorf Wohnhöfe.
Die Architektur des Dorfes schafft für die Ziele der Integration und Kommunikation gute Voraussetzungen: die Häuser sind eingeschossig in sogenannten Wohnhöfen gebaut; Laubengänge, der Hofbereich mit Baum, Sandkasten und Bänke laden zum Verweilen ein; die halböffentlichen Räume geben den Bewohnern die Möglichkeit zu selbstverständlichen Alltagskontakten. Die Dorfstraße ist verkehrsberuhigt und endet als Sackgasse. Ein Gemeinschaftshaus, das Schammatdorfzentrum, steht den Nachbarn für ihre Aktivitäten (gemeinsame Mittagessen, Kindertreffs, Kaffeenach-mittage, Bastelgruppen, offene Treffs wie z. B. das „Kneipchen“…) zur Verfügung, ist aber auch Treffpunkt für Initiativen und Veranstaltungen, die über das Dorf hinausgehen (Vorträge, Konzerte, Ausstellungen…).

Das Schammatdorf ist heute eines der ältesten Wohnprojekte dieser Art in Deutschland.

Weitere Informationen: www.schammatdorf.de und/ oder 0651-30555